Nach Aufzeichnungen von Walter Neuse Band 50 1
Nach Aufzeichnungen, in dem von den Gildemeistern zu Mehrum geführten Rechnungsbuches, bestand die Schule zu Mehrum bereits im Jahre 1694. Als Unterrichtsraum diente eine Schulstube, für deren Instandhaltung die Mehrumer Gilde verantwortlich war.
Aus Rechnungen geht hervor, dass die Gilde dem Lehrer die Möglichkeit gab, in der Schulstube zu wohnen. Es wird für ihn ein „Bettkasten“, eine schrankartige Kammer mit einer eingebauten Bettstelle, im Schulraum aufgestellt. Auch sonstiges wurde zu seiner Bequemlichkeit beschafft: Wie sich aus späteren Nachrichten ergibt, lieferte die Gilde auch das Bettzeug, monatlich frische Bettwäsche und ein sauberes Handtuch.
Die Besoldung des Lehrers bestand in dem Schulgeld, dass die Eltern für ihre, die Schule besuchenden Kinder gaben und dem Wandertisch. Dabei erhielt der Lehrer ein Mittagessen von den Mehrumer Familien, jeden Tag oder auch alle zwei Tage bei einer anderen, immer reihum. Außerdem bekam er hin und wieder von der Gilde eine finanzielle Unterstützung. Im Rechnungsbuch ist vermerkt:
1703: an Jörgen, den Schulmeister, 6 Schilling gegeben
1718: dem Schulmeister 2 Taler gegeben
1722: „Als wir unsern Präzeptor angenommen, ihm gegeben 1 Taler“.
1746 trug die Gilde zur Besoldung des Lehrers jährlich 12 Taler bei.
In den folgenden Jahren steigerte sie den Betrag auf 15 und schließlich, wie von 1823 berichtet wird, auf 20 Taler.
Lehrer an der Gildeschule Mehrum
Um 1695 – Petrus Dyckhöffer, um 1695 Schulmeister an der Nebenschule in Mehrum, geboren in Gahlen.
Um 1714 – Henrich Rudolph, um 1714 Schulmeister an der Neben- und Winkelschule zu Mehrum, geboren ca. 1682 in Tönning (Holstein), Pastorensohn.
Um 1733 – Johan Henrich Wallaff, um 1733 „Schulmeister in Marm“, geboren ca. 1709.
Um 1737 – Johan Gottlob Siegel, 1732 und 1737 Schulmeister in Mehrum, 1733 in Ossenberg, geboren in Freystad in Schlesien.
Um 1739 – Johann Andreas Stresow, 1739 (oder früher) bis Herbst 1742, geboren in Groß Mellen (Pommern), Pastorensohn.
Um 1751 – Anthon Wardeman gen. Lepeler, ca. 1751 bis 1753.
Um 1764 – Herman Thaten, 1757 bis 1764, geboren in Löhnen.
Um 1770 – Bartold Joris, 1770 bis 1772.
Um 1780 – Johan Wittenschläger, um 1780 Schulmeister in Mehrum und Löhnen.
Um 1786 – Benjamin Bönneken, 1786 bis 1790.
Um 1791 – Albert Becker, 1791/92.
Um 1800
Dietrich Bernhard Eckhoff, geboren am 30.03.1778 in Voerde.
Jacob Bungert, 1795 bis 1798.
Bernhard Tenbergen, ca. 1799 bis 1801/02.
Johan Wilhelm Bongard, 1803.
Johan Schmitz, 1805.
Redlich Kühn, 1806 bis 1813, geb. 27.01.1785. 1813 bis 1845 Lehrer in Bruckhausen bei Hünxe.
Friedrich Leonard Schmitz, 1813 bis 1825, geboren 23.03.1792.
Johann Wilhelm Küpperdam, 1825 bis 1875 (50 Jahre), geboren ca. 01.12.1805.
Hugo Agats, 1876 bis 1909 geboren 03.04.1852 in Wald.
Um 1900
Ernst Griesbach, 1909 bis 1912.
Emil Clauberg, 1908 bis 1913.
Fritz Perret, 1913.
Otto Heynberg, 01.10.1913 bis 03.1925.
Albert Hermann Breymann, ab 01.04.1925, geboren 14.01.1898 in Dinslaken.
Ab Juni 1944 ist die Schule geschlossen. Russische Zivilgefangene waren in der Schule untergebracht.
Hildegart Göppert, 1945 bis 1947, unterrichtet wurde in der Gaststätte Mölleken.
Hermann Breymann, übernahm im Juni 1947 die Schulleitung wieder im ursprünglichen Schulgebäude.
Rudolf Krieg, 27.04.1954 bis 01.08.1959.
Horst Dickmann, 01.08.1959 bis 27.06.1968.

1966 wurde das alte Schulgebäude samt Lehrerwohnhaus abgerissen.

Im März 1966 wurde das neue Schulgebäude eingeweiht.

Wer ist Walter Neuse?
- WALTER NEUSE wurde am 26. August 1881 in Hiesfeld geboren. Er kam als 28-jähriger Lehrer am 1. April 1909 nach Möllen. Hier in „seiner Heimat“ beschäftigte er sich schon sehr früh mit der Erforschung der Geschichte der engeren und weiteren Umgebung. Als er im Jahre 1934 aus gesundheitlichen Gründen den Schuldienst verließ, widmete er seine freie Zeit ausschließlich der Heimatgeschichte. Seine Art, geschichtliche Begebenheiten zu beschreiben, ließ weder Deutung noch Spekulation über deren Abläufe zu. Es war ihm stets zuwider, „Geschichten“ zu erzählen oder „Dönekes“ vorzutragen, wenn ihnen der geschichtliche Hintergrund fehlte. Hier war er ein strenger Hüter der historischen Wahrheit. Ein besonderes Erlebnis war es immer wieder, ihn über die Heimat, seine Heimat, erzählen zu hören. Bei derartigen Gelegenheiten offenbarte sich jedem Zuhörer die ganze Fülle seines Wissens um die geschichtliche Vergangenheit. In über 50 Bänden hat er sie niedergeschrieben und nach seinem Tode im Jahre 1960 der damaligen Gemeinde Voerde hinterlassen. ↩︎
1. Aufsatz Judith Rienäcker 1989
1.Anhang2. Ursula Krieg geb. Breymann zur Chronik Mehrum und ihrem Vater Hermann Breymann
2.Anhang3. Schreiben an die Stadt Voerde vom 12.09.2003 zur Nutzung der Schule
3.Anhang4. Bilder Gildeschule
4.Anhang5. Gildeschule: Zeitungsberichte
5.Anhang6. Schulchronik von 1954 – 1968
6.Anhang



